Der Hoflieferant Guide zum Niedertemperaturgaren
Slow Food. Niedertemperaturgaren braucht Zeit – und genau darin liegt der Vorteil. Ihr bekommt ein gut kontrollierbares Ergebnis und habt gleichzeitig den Kopf frei für alles andere in der Küche. Das Fleisch kann Stunden vor dem Essen vorbereitet werden. Und wenn sich das Essen einmal nach hinten verschiebt, ist das kein Problem: Je nach Stück kann der Braten problemlos 1–2 Stunden länger im Ofen bleiben, ohne Schaden zu nehmen. Da beim Niedertemperaturgaren die Temperatur nie über 100 °C steigt, ist dieses Verfahren besonders schonend und trocknet das Fleisch nicht aus. Alles, was ihr beachten müsst, findet ihr hier.
Zubereitung
Es gibt zwei grundsätzliche Vorgehensweisen:
Klassisch:
zuerst anbraten, dann in den Ofen
Das Fleisch wird zunächst in einer Pfanne oder einem Bräter scharf angebraten und kommt anschließend bei 80 °C (Rind, Kalb, Schwein, Lamm) bzw. 90 °C (Geflügel) in den Ofen. Die Garzeiten hängen vor allem von Gewicht und Form des Stücks ab. Der Vorteil dieser Methode: Aus dem Bratensatz könnt ihr zusammen mit Fonds (siehe unseren
Fond-Guide) sehr vielseitige und aromatische Soßen zubereiten.
Sous-vide-inspiriert:
erst garen, dann anbraten
Hier wird das Fleisch zunächst unangebraten bei Niedertemperatur bis zum gewünschten Gargrad gegart und erst am Ende kurz und kräftig angebraten. Das eignet sich besonders gut für Steaks: Der Gargrad ist dann bereits perfekt getroffen, die Steaks brauchen nur noch Farbe, etwas Röstaroma und können nach Belieben mit Kräutern und
Gewürzen fertig aromatisiert werden.
Kerntemperatur und Gargrade
Im Idealfall habt ihr ein Kerntemperatur-Thermometer zur Hand. Dann könnt ihr in unseren Tabellen und im Kerntemperatur-Guide die gewünschten Temperaturen für die verschiedenen Gargrade ablesen und die Zeitangaben nur als Richtwerte nutzen, wann diese ungefähr erreicht werden.
Wichtig: Besonders bei rare oder sehr rosa gegarten Stücken wird die Ziel-Kerntemperatur früher erreicht. Diese Stücke sollten dann zeitnah aus dem Ofen, da sie sonst weitergaren.
Richtzeiten (Circa in Stunden)
| Bratenstücke |
bei 80 °C |
bei 80 °C |
bei 90 °C |
|
| Gewicht/ca. |
Rind/Kalb |
Schw./Lamm |
Geflügel |
|
| |
rosa/zartrosa |
rosa/zartrosa |
durch |
|
| 0,5-1,0 kg |
1,5-2,0 |
2,0-2,5 |
1,5-2,0 |
|
| 1,0-1,5 kg |
2,0-2,5 |
2,5-3,0 |
2,0-2,5 |
|
| 1,5–2,0 kg |
2,5–3,5 |
3,0-4,5 |
2,5-3,0 |
|
| 2,0–3,0 kg |
3,5–5,0 |
4,0-6,0 |
3,0-4,0 |
|
| Geflügelganz |
bei 90 °C |
|
|
|
| Gewicht/ca. |
Hähnch./Huhn |
Ente |
Pute/Truthahn |
Gans |
| 1,0–1,5 kg |
2,0–2,5 |
2,5–3,0 |
|
|
| 1,5–2,0 kg |
2,5–3,0 |
3,0–3,5 |
3,0–3,5 |
|
| 2,0–3,0 kg |
3,0–3,5 |
3,5–4,0 |
3,5–4,5 |
4,0–4,5 |
| 3,0–4,0 kg |
|
|
4,0–5,0 |
4,5–5,5 |
| 4,0–5,0 kg |
|
|
5,0–6,0 |
5,5–6,5 |
| Steaks |
bei 80 °C |
|
|
|
| Dicke/ca. |
|
|
|
|
| 2 cm |
0,20–0,30 |
|
|
|
| 3 cm |
0,30–0,45 |
|
|
|
| 4-5 cm |
0,45–1,0 |
|
|
|
Weitere Tipps!
1) Fleischtemperatur
Nehmt das Fleisch 30–60 Minuten vor dem Garen aus dem Kühlschrank. So gart es gleichmäßiger und berechnender.
2) Ofen kontrollieren
Wenn möglich, verwendet ein einfaches Ofenthermometer. Gerade bei 80–90 °C machen ein paar Grad Unterschied viel aus.
3) Würzen
Salz könnt ihr schon vor dem Garen verwenden. Sehr zuckerhaltige Marinaden (z. B. Honig) lieber erst nach dem scharf Anbraten, sonst werden sie schnell zu dunkel.
4) Ruhezeit
Lasst das Fleisch nach dem Garen 10–15 Minuten ruhen, locker abgedeckt. So bleibt mehr Saft im Fleisch und weniger auf dem Schneidebrett.
5) Sicherheit
Geflügel und Hackfleisch sollten immer vollständig durchgegart sein. Ein Kerntemperatur-Thermometer ist hier besonders hilfreich und gibt euch Sicherheit.
6) Kruste und Röstaromen
Wer eine kräftige Kruste möchte, kann das Fleisch nach der Niedertemperaturphase sehr heiß anbraten oder kurz bei hoher Temperatur im Ofen bzw. unter dem Grill bräunen.
7) Rost, Blech oder Bräter
Auf einem Rost mit Blech darunter gart das Fleisch rundum gleichmäßiger. Im Bräter sammelt sich mehr Flüssigkeit, die sich gut für Soßen verwenden lässt.
8) Ungleichmäßige Stücke
oder mit Knochen
Bei sehr ungleich geformten Stücken oder solchen mit Knochen orientiert ihr euch eher an der längeren Zeit innerhalb der jeweiligen Spanne.